Auch im Winter können Hunde und Katzen mit Giardien befallen werden, die den Darm schädigen und Verdauungsstörungen verursachen.

Giardien (Giardia duodenalis/Giardia intestinalis, früher Giardia lamblia) sind einzellige Parasiten, die den Dünndarm von Säugetieren besiedeln und sich auf der Oberfläche der Schleimhaut vermehren. Die Anwesenheit zahlreicher Einzeller, die die Schleimhaut regelrecht "abgrasen", verursacht eine Darmentzündung und in der Folge Durchfall, der meist schleimig, selten blutig ist und weissliche Flocken (Fibrin) enthalten kann. Der Durchfall soll die Parasiten aus dem Darm befördern, was für die Mehrzahl der Plagegeister auch gelingt. In der Folge reduziert sich die Zahl der Giardien im Darm vorübergehend, weshalb der Durchfall dann nachlassen kann - bis die Erreger sich wieder ausreichend vermehrt haben und die Tiere dann wieder Diarrhö zeigen. Ohne Behandlung kann diese wechselnde Kotfestigkeit wochen- bis monatelang anhalten, bis das Immunsystem die Parasiten so weit unter Kontrolle bringen kann, dass die Vermehrung im Darm eingedämmt wird.

Die ausgeschiedenen Giardien gehen in der Umwelt nicht zugrunde, sondern bilden sehr widerstandsfähige Dauerstadien, so genannte Zysten, die in feuchter Erde oder Wasser monatelang ansteckungsfähig bleiben können. Da diese Zysten von infizierten Tieren millionenfach ausgeschieden werden und sich anschließend durch Regen, Insekten oder Zertreten von Kot in der Umgebung verbreiten, ist die Ansteckungsgefahr durch diese häufigen Parasiten sehr hoch. Bei Tieren, die bereits Kontakt hatten und daher gegen den Erreger immun sind treten meist keine Krankheitserscheinungen auf. Jüngere Hunde und Katzen (< 1 Jahr) sind dagegen noch empfänglich für die Erkrankung. Auch eine Beeinträchtigung des Immunsystems durch Stress, andere Erkrankungen oder im höheren Alter kann zu einer verstärkten Vermehrung der Parasiten und infolge dessen zu Darmerkrankungen und Durchfall führen.

Durchfall ist, neben Bauchschmerzen und Blähungen, das häufigste Anzeichen bei Giardiose. Da es jedoch eine größere Anzahl möglicher Ursachen für Verdauungsstörungen geben kann, muss bei Verdacht eine spezifische Diagnose mittels Kotuntersuchung gestellt werden. Dafür sollten idealerweise Proben von drei aufeinanderfolgenden Tagen untersucht werden; wenn dies nicht möglich ist, kann der Nachweis auch aus einer Einzelprobe erfolgen, der Nachweis ist dann aber weniger sicher. Es kann durchaus passieren, dass in einer Probe Parasiten gefunden werden und in der vom folgenden Tag nicht; dies wird dadurch verursacht, dass die Parasiten nur unregelmäßig ausgeschieden werden. Auch weist man im Schnelltest andere Entwicklungsstadien nach als in der klassischen parasitologischen Anreicherungsmethode. Daher kann bei negativem Befund und weiter bestehendem Verdacht auf eine Giardieninfektion eine weitere Untersuchung sinnvoll sein.

Darstellung der Aufnahme und Ausscheidung von Giardienzellen

Wenn Giardienbefall bei einem erkrankten Tier diagnostiziert wurde, wird eine mehrtägige Behandlung eingeleitet, die nicht verkürzt werden kann. Der Erfolg der Behandlung wird über die Besserung des Durchfalls beurteilt. Um eine erfolgreiche Parasitenbekämpfung nachzuweisen, muss nach Ende der Behandlung eine weitere Kotuntersuchung erfolgen. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass erneute Infektionen sehr häufig sind und bereits ab dem 5. Tag nach dem Ende der Behandlung wieder zur Parasitenausscheidung führen können. Daher muss, um eine weiterbestehende von einer erneuten Infektion unterscheiden zu können, die Kontrolluntersuchung unmittelbar im Anschluss an die Behandlung, spätestes vier Tage danach, erfolgen.

Futterumstellung oder ein hoher Anteil an Kohlehydraten im Futter können die Entstehung der Erkrankung begünstigen. Daher sollte bei Giardiose keine Futterumstellung erfolgen und keine kohlehydratreiche Diät (Reis u.ä.) verfüttert werden.

Bei manchen Hunden oder Katzen erweist sich eine Infektion als sehr hartnäckig, und die Tiere haben auch nach der ersten Behandlung wiederkehrend Durchfall und andere Verdauungsstörungen und scheiden Giardien aus. In solchen Fällen muss die Behandlung wiederholt werden, und zwar - in Abständen - so oft, bis der Durchfall dauerhaft unterbunden ist und die Nachuntersuchung negativ verläuft. Dies kann auch zwei oder drei Behandlungsrunden erfordern. Der Grund liegt darin, dass betroffene Patienten oft nur langsam eine genügende Widerstandskraft entwickeln, um dem Parasiten zu trotzen. Wenn Tiere wiederholt und dauerhaft an Giardose erkranken, sollte nach begünstigenden Faktoren wie dauerhafter Stress (z.B. Sozialstress, v.a. bei Katzen), ungeeignetes Futter (zu hoher Kohlehydratanteil) oder andere Darmerkrankungen gesucht werden.

Eine Behandlung gesunder Tiere, die Giardien ausscheiden, wir nicht empfohlen, es sei denn in solchen Fällen, in denen diese Ausscheider ein überdurchschnittliches Ansteckungsrisiko darstellen, z.B. in Tierheimen, Zuchten und anderen Formen der Gemeinschaftshaltung vor allem junger Tiere, die besonders empfänglich sind. Hundeschulen verlangen häufig einen Nachweis der Giardienfreiheit als Voraussetzung für die Kursteilnahme, um das Ansteckungsrisiko am Hundeplatz so weit wie möglich zu reduzieren. Da Giardien jedoch sehr häufig vorkommen und die Ansteckung und Ausscheidung nicht zu jedem Zeitpunkt zuverlässig kontrolliert werden können, ist die wichtigste Maßnahme zur Reduktion von Parasitenstadien in der Umwelt das konsequente Aufsammeln und sachgerechte Entsorgen (über den Hausmüll!) von Hundekot unmittelbar nach dem Absatz. Natürlich haben darüber hinaus durchfallkranke Hunde auf dem Hundeplatz und in der Hundeschule nichts verloren.

Giardien können grundsätzlich auch den Menschen infizieren und sind vor allem in wärmeren Gegenden eine häufige Ursache von Durchfall. Allerdings gehen Infektion des Menschen, zumindest in Mitteleuropa, fast immer von anderen Menschen aus und es gibt kaum Hinweise darauf, dass die Unterarten (so genannte Genotypen oder Assemblages), die Hunde und Katzen in unseren Breiten infizieren, für den Menschen ansteckend sein könnten. Eine genetische Untersuchung der Parasiten, wie sie in Speziallabors durchgeführt wird, kann im Zweifelsfall Klarheit verschaffen. Um jegliches Risiko für besonders gefährdete Menschen wie Patienten in Krankenhäusern, Bewohner von Pflegeheimen oder Kindergartenkinder vor jeglicher Ansteckung so gut wie möglich zu schützen gilt für Therapietiere, dass sie trotz des geringen Ansteckungsrisikos frei von Parasiten sein müssen. Trotzdem ist eine Giardieninfektion bei einem vierbeinigen Familienmitglied kein Grund, in Panik zu geraten. Gute Hygiene (Kotbeseitigung, regelmäßiges Händewaschen, gründliche Reinigung aller Decken und Betten, mit denen der Hund Kontakt hatte, sowie der Futter- und Wasserschüsseln, Reinigungstemperatur mind. 60°C) hilft, der Verbreitung des Parasiten und erneuten Infektionen vorzubeugen. Kindern sollte frühzeitig ein entsprechendes Hygieneverhalten beigebracht werden - nicht nur hinsichtlich Giardien sondern bezüglich aller möglicher Krankheitserreger, die von Haustieren auf den Menschen übergehen können. Vor allem verschmutzte Tiere sollten gründlich mit Shampoo gereinigt und anschließend gut getrocknet werden, um Kotreste, die Parasiten enthalten können, aus dem Fell zu entfernen. Shampoonieren wird generell als begleitende Maßnahme am Ende einer Giardientherapie empfohlen. Da Giardien vor allem in Oberflächenwasser, v.a. Pfützen, vorkommen, sollten Hunde und Katzen nicht daraus trinken, sofern dies zu vermeiden ist.

Wenn ein Tier jedoch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen an einer Giardieninfektion erkrankt, ist dies kein Grund zu verzweifeln. Die Infektion ist gut behandelbar und hinterlässt keine bleibenden Schäden am Tier. Ein frühzeitiger Besuch beim Tierarzt zur Abklärung der Krankheitsursache, eine korrekte Behandlung und wirksame Begleitmaßnahmen können dieser häufigen Verdauungsstörung bei Hunden und Katzen schnell den Garaus machen!

TAKE HOME MESSAGE:
  • Giardien verursachen nicht immer Durchfhall. Gesunde Parasiten-Ausscheider müssen normalerweise nicht behandelt werden.
  • Manche Tiere benötigen mehr als eine Behandlung, um den Erreger endgültig loszuwerden.
  • Bei der Bekämpfung sind begleitende Hygienemaßnahmen entscheidend.



Foto: Vivien Rolfe
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