In Russland sagen wir: "Hilf nur den Soldaten am Schlachtfeld, die schreien. Die leben noch, da lohnt es sich."

Begeistert schildert die schöne Russin mit ihrem zahnwehkranken Chihuahua Stalin meinem Kollegen und mir ihre Einstellung zum Thema Zahnbehandlungen und Narkose.
Auch Stalin, der Hund, teilt mir seine Meinung bezüglich einer Zahnbehandlung ungeschönt mit. Er versucht, mir ins Gesicht zu schnappen, und den Kollegen hinterrücks totzubeißen, aber haha! Total kaputte Zähne! Nix da mit einem Nebenschauplatz der Schlacht von Stalingrad!
"Sie wollen also, dass ich Stalin nicht in Narkose lege, um ihm seine Zähne zu ziehen?" Die schöne Russin nickt so heftig, dass es auch Stalin (den Hund), der sich in ihre Arme geflüchtet hat, richtig durchschüttelt. Vor lauter Schütteltrauma vergisst Stalin (der Hund) sogar, dass er uns eigentlich gar nicht mag und versucht erfolglos, quer über den Behandlungstisch in unsere Richtung abzuhauen.

"In Moskau machen das alle Tierärzte ohne Narkose. Alles machen die ohne Narkose. Sogar schneiden. Die schneiden ohne Narkose. Die sind nicht so verweichlicht wie sie." Verweichlicht. Voll schön. Ich sehe mich mit meinem Kollegen in der Transsibirischen Eisenbahn den Baikalsee entlangfahren, wir stoßen mit Pfefferminztee auf unsere Patienten an (mein Kollege und ich sind Tierärzte-pussys) und der frisch zahnsanierte Stalin (der Hund) liegt fröhlich schwanzwedelnd auf meinem Schoß und mein Kollege und ich streicheln ihn abwechselnd, während wir uns über Kernspaltung und das Leben und generell alles unterhalten.



Au weia. Mein Kollege und ich sitzen ja gar nicht in der Transsibirischen Eisenbahn. Wir stehen in einer Ordination mit einer schönen Russin. Die mich gerade auf russisch anschreit. Und wie wild Stalin, den Hund, schüttelt. ("Shake it, baby!")
3 Stunden später. Stalin begrüßt schwanzwedelnd sein Frauchen. Operation gelungen. Narkose perfekt gelaufen. Kein Schütteltrauma. Stalin, der Hund, und wir haben Waffenstillstand geschlossen. Geht ja gar nicht anders, denn Stalin, der Hund, hat kaum noch Zähne im Mund (und hey! kein Zahnweh zu haben macht fröhlich!)
Die schöne Russin überreicht uns mit den Worten

eine Flasche Wodka. Und grinst.
Mein Kollege tippt auf seinem Iphone herum und meint dann, dass um 20.40 der nächste Flieger nach Moskau gehen würde, winkt mit einer frischen Packung Pfefferminztee und grinst. Und plötzlich muss ich auch grinsen.


Russische Übersetzungen:
(1) Beschuldige nicht den Spiegel, wenn dein Gesicht schief ist.
(2) frei übersetzt: Ist doch jetzt auch schon wurscht.